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Tue, 22. Apr 2025
Neue Publikationen zur ökonomischen Bildung und zur Entrepreneurship Education
Druckfrisch erschienen sind drei neue Publikationen des Teams der Wirtschaftsdidaktik.
(1) Modellierung und Messung ökonomischer Kompetenz in Deutschland und Österreich – ein Vergleich zweier Konstrukte und Tests
Abstract: Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird durch Änderungen der Lehrpläne und/oder der Schulfächer eine bessere ökonomische Bildung angestrebt. Die Mittel und Wege unterscheiden sich: ein Pflichtfach für alle Schulen in Baden-Württemberg, eine freiwillige Facheinführung oder fächerübergreifende Projektwochen im Rahmen eines Schulpiloten in Österreich. In beiden Ländern entstand dadurch das Interesse an den tatsächlichen Wirkungen vor allem auf die ökonomische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler. Der vorliegende Beitrag stellt die kognitive Facette der jeweiligen Kompetenzmodelle und die auf die Konstrukte abgestimmten Kompetenztests vergleichend gegenüber, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor allem in den Intentionen ökonomischer Bildung und den Erhebungsinstrumenten festzustellen. Abschließend werden die Limitationen des Vergleichs ausgewiesen sowie Desiderate der domänenspezifischen Kompetenzmodellierung und -diagnostik erörtert.
Bibliographische Angaben:
Retzmann, Thomas; Spitzner, Steffen; Zieser, Maximilian; Lorenz, Theresa (2025): Modellierung und Messung ökonomischer Kompetenz in Deutschland und Österreich – ein Vergleich zweier Konstrukte und Tests. In: Evidenzbasierter Wirtschaftsunterricht. Jahresband der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung 2024. Hrsg. v. Dirk Loerwald / Nils Goldschmidt. Wiesbaden. S. 33-58. https://doi.org/10.1007/978-3-658-47286-3
(2) Affektive Lernziele der Entrepreneurship Education und deren taxonomische Hierarchisierung
Abstract: Die Bedeutung der affektiven Dimension des Entrepreneurships wird zunehmend beforscht und anerkannt. Vor diesem Hintergrund verbindet der Beitrag Fachkonzepte des Entrepreneurships zum innovativ-unternehmerischen Prozess mit einem Instrument der Didaktik, um auf diese Weise die affektive Kompetenzfacette näher zu bestimmen. Untersucht wird, ob es mit Hilfe der Taxonomie für Lernziele in der affektiven Dimension (TEO II) gelingen kann, affektive Ziele der Entrepreneurship Education intersubjektiv nachvollziehbar zu formulieren, zu legitimieren, zu hierarchisieren und zu operationalisieren. Dazu erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme von Forschungen zur affektiven Dimension sowohl im Entrepreneurship als auch in der Entrepreneurship Education, die auch Forschungsdesiderate aufzeigt. Anschließend wird die Taxonomie zur Hierarchisierung von Lernzielen in der affektiven Dimension auf ihre Leistungsfähigkeit hin überprüft, indem sie beispielhaft auf die Entrepreneurship Education angewandt wird. Im Ergebnis zeigt sich, dass es mittels der Lernzieltaxonomie tatsächlich gelingen kann, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Überlegungen dergestalt miteinander zu verbinden, dass im Rahmen der Curriculumentwicklung eindeutige und in ihrem Anspruchsniveau hierarchisierte Lernziele in der affektiven Dimension bestimmt werden können. Die dadurch möglich werdende Ablösung vager Zielkategorien in der Praxis der Entrepreneurship Education könnte einen curricularen Fortschritt induzieren.
Bibliographische Angaben:
Retzmann, Thomas; Spitzner, Steffen (2025): Affektive Lernziele der Entrepreneurship Education und deren taxonomische Hierarchisierung. In: Entrepreneurship Education II: Curriculare Zugänge – Kompetenzorientierung – Inhaltsbetrachtung und -anwendung. Hrsg. v. Brigitte Halbfas, Ilona Ebbers, Teita Bijedic-Krumm. Wiesbaden. S. 95-119. https://doi.org/10.1007/978-3-658-44886-8
(3) Eine Typologie personaler Krisen im Gründungsprozess als eine Grundlage der Entrepreneurship Education
Abstract: Ausgangspunkt jeder kompetenzorientierten Gestaltung von Curricula sind prototypische Situationen des Handlungsfeldes, deren An- und Herausforderungen erfolgreich bewältigt werden sollen. In Kompetenzmodellen werden dann die dafür erforderlichen Problemlösefähigkeiten und -fertigkeiten benannt und strukturiert, für deren Erwerb anschließend zielgerichtete Bildungsangebote entwickelt werden können. Für die in Gründungsprozessen auftretenden prototypischen Krisensituationen lassen sich Desiderate der Entrepreneurship Forschung aufzeigen. Um eine evidenzbasierte Grundlage für zu entwickelnde Curricula der Entrepreneurship Education zu schaffen, wurde daher das diesbezügliche Wissen von 15 Personen mittels Interviews erhoben. Deren Inhaltsanalyse ergab 31 kritische Situationen, die in diesem Beitrag fünf abgrenzbaren Situationstypen zugeordnet werden. Diese empirisch fundierte Typologie personaler Krisen im Gründungsprozess kann bei der Curriculumentwicklung zur Ausarbeitung realistischer und exemplarischer Fallbeispiele herangezogen werden. Darüber hinaus werden allgemeine Bewältigungsstrategien dargelegt, wie Entrepreneur*innen gründungsspezifische Krisen gedanklich vorwegnehmen, vermeiden, überwinden und reflektieren können. Auf dem Weg zu elaborierten Kompetenzmodellen für die Entrepreneurship Education schafft dies die theoretische Grundlage für weitergehende Forschung zu krisentypspezifischen Antizipations- und Präventions-, Bewältigungs- und Reflexionsstrategien.
Bibliographische Angaben:
Thompson, Marina; Mattick, Anh; Retzmann, Thomas (2025): Eine Typologie personaler Krisen im Gründungsprozess als eine Grundlage der Entrepreneurship Education. In: Entrepreneurship Education II: Curriculare Zugänge – Kompetenzorientierung – Inhaltsbetrachtung und -anwendung. Hrsg. v. Brigitte Halbfas, Ilona Ebbers, Teita Bijedic-Krumm. Wiesbaden. S. 71-93. https://doi.org/10.1007/978-3-658-44886-8